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Warum ich als liberal und wirtschaftsfreundlich denkender Mensch für die Initiative für eine grüne Wirtschaft stimmen muss und gar nicht anders kann

Meiner Greenpeace-Vergangenheit und aller Besorgnis über den Klimawandel zum Trotz habe ich mich in den letzten 5 Jahren immer mehr darüber aufgeregt, wie die links-grüne Szene Andersdenkenden ihren Lebensstil aufzwingen will.

Neben einer zutiefst ökologischen Einstellung war Freiheit für sind immer genauso wichtig.

Ich glaube weder daran, dass jemand das Recht hat, noch dass es auf Dauer funktionieren kann, Anderen einen bestimmten Lebensstil aufzuzwingen.

Wenn wir also den Klimawandel abbremsen und die Wirtschaft nachhaltig organisieren wollen, dann kann das nur über Innovation und gute Lösungen gehen, mit einem absoluten Minimum an Vorschriften.

Die sogenannte grüne Zwängerei ist mir zutiefst zuwider.

Also wurde ich Mitglied der Partei, die für Freiheit steht, der FDP, und half ehrenamtlich und entscheidend mit, die Wahlkampfstrategie für Zürich 2014 zu entwickeln, die nach dem business campaigning Modell entworfen wurde. (Umgesetzt wurde sie dann durch Furrer.Hugi, damit es nicht zu Interessenkonflikten kommen konnte.)

Als Unternehmer habe ich in der FDP viele gleich Denkende gefunden. Und weder das Feindbild noch die Vorurteile, die grosse Teile der Öffentlichkeit gegenüber der Partei haben, sind durch die Realität zu rechtfertigen. Das zeigt sich alleine schon daran, wie viele Mitglieder zur Eröffnung des Wahlkampfs auf dem Tessinerplatz mit dem Velo kamen. Schubladendenken und Feindbilder sollten wir getrost mal über Bord werfen.

Auf die Grünen war ich lange Zeit auch gar nicht gut zu sprechen, wenngleich ich das Ziel einer nachhaltigen Wirtschaft unbedingt teile. Ich hasse Bevormundung, erst recht wenn sie im Tarnmantel einer guten Sache daherkommt.

Und trotzdem befinde ich mich gerade in einer Linie mit den Grünen und in Opposition zu meiner Partei. Ich unterstütze die Volksinitiative für eine grüne Wirtschaft. Als freier Mensch darf ich das. Abr wieso tue ich es auch?

Auslöser war die Gegenkampagne. Zu sehr hat sie mich an die irrationalen Abwehrkampagnen der 80er und 90er Jahre erinnert. Wären diese Kampagnen erfolgreich gewesen, hätten wir bis heute keine sauberen Gewässer und keine Autos mit Katalysatoren, geschweige denn bleifreies Benzin. Und das Ozonloch wäre fröhlich weiter gewachsen. Aber zum Glück waren diese Abwehr-Kampagnen ja nicht erfolgreich.

Und nun wieder die gleiche Rhetorik. Also habe ich mich näher damit befasst und bin entsetzt über den Rückfall ins letzte Jahrtausend.

Kein denkender Mensch kann doch darauf hereinfallen, eine nachhaltige Wirtschaft würde dazu führen, dass man weniger Fleisch essen, warm duschen und reisen kann.

Jeder weiss doch, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Je nachhaltiger eine Ressource genutzt wird, desto mehr hat man davon.

Oder anders betrachtet: die Atmosphäre ist nicht unendlich. Die Menge an CO2, die wir einbringen können, ohne uns erhebliche Probleme mit dem Klimawandel einzufangen, ist daraus folgend ebenfalls endlich. Eine gewisse Menge ich erlaubt. Nicht mehr.

Eine nachhaltige Wirtschaft wird bei gleichem oder sogar geringeren CO2-Ausstoss mehr – Fleisch, Warmwasser und Reisekolometer – produzieren als eine nicht-nachhaltige. Eine nicht nachhaltige Wirtschaft zwingt uns also logischerweise zu grösseren Einschränkungen als eine nachhaltige.

Wer sich möglichst wenig einschränken will, muss also für Nachhaltigkeit stimmen und nicht dagegen.

Somit wäre das erste Argument der Initiativgegner widerlegt.

Das zweite lautet, Nachhaltigkeit im geforderten Umfang sei technisch gar nicht möglich. Darüber kann man in der Tat streiten. Aber es sind doch noch 34 Jahre bis das Ziel erreicht sein muss. VIER UND DREISSIG!! Rückwärts gerechnet sind wir dann im Jahr 1982, zwei Jahre bevor IBM und Apple ihre ersten PCs auf den Markt brachten. Und heute hat jede Armbanduhr mehr Rechenleistung. Das ist es, was Innovation ermöglicht. Sämtliche Berechnungen zur Nachhaltigkeit im Jahr 2050 basieren auf dem technologischen Stand von heute. Mit diesen Studien zu argumentieren ist also höchst unsinnig. Das einzige, was wir über die Technologie des Jahres 2050 wissen, ist, dass wir nichts wissen. Ebenso wenig wissen wir, welche Parteien und Verbände in 34 Jahren in unserem Land das Sagen haben. Wie wollen wir dann jetzt schon wissen, wozu uns diese zwingen werden? Wir sollten also etwas bescheidener sein mit Aussagen à la grüner Zwang und ähnlichem. Wir sollten bei den Fakten bleiben, die wir kennen.

Ob wir denken, dass Nachhaltigkeit im Jahr 2050 nur mit Zwängerei erreicht werden kann oder durch Innovation, hängt also nicht von Fakten aber, sondern einzig und allein vom Glauben an die Innovationskraft der Schweizer Wirtschaft. Wer nicht daran glaubt, muss natürlich von Zwängerei ausgehen. Insofern sei den Gegnern der Initiative verziehen, dass sie mit Zwängerei argumentieren. Ihnen fehlt vielleicht einfach der Glaube an das, was unsere Wirtschaft kann. Wohlgemerkt die Wirtschaft des Landes mit dem weltweit höchsten Patentaufkommen pro Kopf…

Ich selbst glaube an die Schweizer Wirtschaft und ihre Innovationskraft. Deshalb bin ich auch felsenfest überzeugt, dass Nachhaltigkeit über Innovation gelingen wird und wir keine Angst vor grüner Zwängerei haben müssen.

Beispiele gibt es genug. Eines davon ist sehr neue Möglichkeit, CO2 kostengünstig aus der Luft zu filtern und aus diesem CO2 synthetische, praktisch klimaneutrale Treibstoffe herzustellen, die jedes herkömmliche Fahrzeug tanken kann. Für die Produktion dieser Treibstoffe braucht es keine fossilen Energieträger mehr. Wer hätte das vor 34 Jahren für möglich gehalten? Und wer hätte vor 10 Jahren daran geglaubt, dass eine solche Technologie ausgerechnet von der Autoindustrie – dem klassischen Feindbild grüner Politik – vorangetrieben würde? (Mehr dazu hier.)

Das letzte Argument betrifft die Zielsetzung.

Angesichts des Klimawandels, der schneller gekommen ist, als wir das selbst bei Greenpeace in den 80er Jahren für möglich hielten, brauchen wir dieses Ziel. Es gibt keine ernsthafte Alternative. Wenn wir es in 34 Jahren nicht schaffen, nachhaltig zu wirtschaften, WANN DANN?? 10 Jahre später, 20 Jahre später? Um wie viel werden die globale Durchschnittstemperatur und die Meeresspiegel bis dahin gestiegen sein?

[Nachtrag: Wenn wir es bis 2050 nicht geschafft haben, nachhaltig zu wirtschaften, wird grüne Zwängerei wohl eher das geringste unserer Probleme darstellen.]

Aus all diesen Gründen werde ich am 25. September Ja stimmen zur Volksinitiative für eine grüne Wirtschaft.

Weil es zum Ziel keine Alternative gibt, weil ich an das Potential der Schweizer Wirtschaft glaube und weil ich nichts weiss über den technologischen Stand und die Politik in der Schweiz in 34 Jahren.

Das einzige, das ich weiss, ist dass wir den weiteren Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur unbedingt bremsen müssen und dass das sowieso nur über Innovation möglich sein wird. Deshalb habe ich auch keine Angst vor einer eventuellen grünen Zwängerei in 34 Jahren. (Genauso wenig wie vor den Kommentaren meiner Parteikolleginnen und -Kollegen, auf die ich mich nun einstellen darf. Freedom!)

Weitere Informationen und Argumente, sowie einen Faktencheck gibt es übrigens hier.

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