Folgender Leserbrief von mir zur Diskussion in der EU über das Verbrennerverbot erschien gestern in der Limmattaler Zeitung.
Der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) fordert völlig zu Recht, dass das Potenzial von E-Fuels – auch als Synfuels oder synthetische Treibstoffe bezeichnet – für den Klimaschutz nutzbar gemacht werden muss. Denn mit der ausschliesslichen Fokussierung auf die E-Mobilität würden wir nur eine von zwei möglichen Technologien nutzen. Dies wäre aber mit erheblichen Risiken verbunden: Lieferkettenprobleme, Fachpersonalmangel, ungenügend schneller Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion und so weiter. Diese Risiken für den Klimaschutz werden durch einen parallelen Ausbau von E-Mobilität und E-Fuels-Produktion ganz erheblich reduziert. Kommt hinzu: Zwei Zugpferde schaffen mehr, als wenn man nur auf eines setzt. Ebenfalls zu beachten ist, dass Strom für E-Mobilität immer nur lokal produziert werden kann, während E-Fuels in Regionen mit grossem Energieüberschuss produziert werden, wie in Chile, wo seit Dezember E-Benzin für Porsche hergestellt wird. Denn E-Fuels lassen sich einfach speichern und über grosse Strecken transportieren. Die Infrastruktur ist vorhanden und sämtliche Diesel-und Benzinfahrzeuge von heute können auch E-Fuels tanken. Ein Windrad erzeugt in Chile, Namibia oder Kanada pro Jahr bis zur vierfachen Menge Strom im Vergleich zu Windparks in Zentraleuropa. Während E-Fuels garantiert nachhaltig produziert werden, droht in Europa eine Renaissance der Atomkraft für den Fall, dass der enorme Bedarf an Zusatzstrom für die E-Mobilität nicht mit Grünstrom gedeckt werden kann. Nicht umsonst hat die EU Atomstrom als nachhaltig definiert. Wer bei Atomkraft auf die Barrikaden steigt, muss also der Tatsache ins Auge schauen, dass der Zusatzbedarf an Strom für Millionen von Fahrzeugen womöglich nur mit Atomstrom gedeckt werden kann. Atomstrom – der Feind der Grünen – könnte somit der grosse Nutzniesser des E-Zwangs sein, den ausgerechnet die Grünen fordern. Befreit man sich von ideologischen Scheuklappen, sprechen deshalb alle Argumente dafür, auf beide Pferde zu setzen. Denn wie man schon früh in der Schule lernt: zwei ist doppelt so viel wie eins.