SCG 6: Hartnäckigkeit und Beharrlichkeit in der Strategieverfolgung
Das Wichtigste in diesem Zusammenhang ist, überhaupt einmal eine Erfolg versprechende Strategie zu finden und sie dann auch noch richtig zu formulieren. Was eine Strategie ist, und was sie von konkreten Massnahmen unterscheidet, werde ich weiter unten erläutern.
«Langfristig planen», «strategisch denken und vorgehen», «manchmal vorübergehende oder anfängliche Verluste in Kauf nehmen, wenn daraus langfristig ein Vorteil entstehen kann», sind weitere wichtige Aspekte, ebenso wie – gerade im Zusammenhang mit AC/DC – «hartnäckig auf Kurs bleiben, (…) keine Zick-Zack-Strategiewechsel», «keine Kompromisse – nur der Sieg (Erfolg) zählt, und der kann lange auf sich warten lassen», «nicht jede Mode mitmachen», «Geduld haben», «Disziplin, bei den Themen, Zielen und Botschaften zu bleiben», «keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass man am Ball bleiben und es mit der Kampagne weitergehen wird».
All das bringt einer der ersten – und am meisten gespielten – Songs von AC/DC zum Ausdruck: „It’s A Long Way To The Top (if you wanna Rock’n’Roll)“
Der Begriff „Strategie” stammt ursprünglich aus dem Griechischen und kommt vom Wort „strategos“ (der Heerführer). Strategie hat also etwas mit der Planung von Auseinandersetzungen zu tun, wobei das Wort Auseinandersetzungen durchaus neutral gemeint sein kann – Auseinandersetzung im Sinne von Interaktion, Beschäftigung mit den Aktionen und Reaktionen von Zielgruppen.
Strategie bedeutet deshalb, vorausschauende Planung. Es geht darum, nicht einfach nur zu machen, sondern einen guten Plan – ein klares Konzept – zu haben und die eigenen Handlungen in übergeordnete Zusammenhänge einzubetten, zum Beispiel in die Unternehmensstrategie, vom Ziel aus rückwärts zu denken und zu planen.
In der einfachsten Definition bedeutet Strategie die Kombination aus den zu erreichenden Zielen, den zur Verfügung stehenden Mitteln und den verschiedenen Arten, wie diese Mittel eingesetzt werden können. Man spricht auch vom Ziel-Mittel-Einsatz-Dreieck.
Eine gute Strategie zu entwickeln setzt vier Dinge voraus.
Erstens eine sehr gute Kenntnis der Situation. Zweitens strategisches Denken. Dabei geht es im Wesentlichen darum, vom Ziel aus rückwärts zu denken, das heisst die Massnahmen vom Ziel abzuleiten, im Unterschied zu planlosem, verzetteltem Aktionismus. Strategisches Denken ist aber gleichzeitig auch kreatives Denken. Es geht darum, aus allen möglichen Varianten die optimale Lösung zu finden. Dies setzt voraus, das man bekannte Wege verlässt, dass man unkonventionelle Lösungen sucht und immer offen ist für Neues.
Drittens ein Konzept dafür, was eine Strategie überhaupt beinhaltet, eine Checkliste sozusagen.
Viertens viel Erfahrung. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Man kann das Entwickeln einer guten Strategie auch damit vergleichen, einen guten Plan für das Durchqueren einer Wildnis zu entwerfen. Man kennt zwar das Ziel und weiss auch vage, wie man hinkommen könnte. Doch die Zukunft ist oft mit einem undurchschaubaren Dickicht vergleichbar, man kann nur die allernächsten Schritte konkret planen, und auch bei denen kann es jederzeit zu Überraschungen geben, auf die man vorbereitet sein sollte. In einer solchen Situation muss man seine Stärken und Schwächen sehr gut kennen, sich auf die Stärken konzentrieren und klare Leitlinien haben, die einem helfen, in jeder Situation die richtige Entscheidung zu treffen.
Vor diesem Hintergrund definiert man eine „Strategie” als eine «Sammlung von Handlungsanleitungen, die dabei helfen, mögliche Wege und Mittel zur Verwirklichung eines angestrebten Ziels zu identifizieren und einzuschlagen oder einzusetzen. Eine Strategie ist dabei umfassend, langfristig, zukunftsorientiert, richtungweisend, und sie lässt Raum für Flexibilität, Kreativität und Lernen.»
AC/DC haben eine klare Strategie und ein sehr einfaches Konzept, an dem sie seit 1973 eisern festhalten:
- Die Musik orientiert sich streng an ihren Wurzeln, Blues und Rock’n’Roll, und entwickelt diese weiter. Obwohl oft dem Heavy Metal zugeordnet, hat AC/DC nichts damit zu tun. „Es ist einfach nur Rock’n’Roll, jeder weiss das, und wenn wir auf die Bühne gehen, tun wir, was wir am Besten können. Die Leute wissen, was sie kriegen, es gefällt ihnen, und das ist es auch schon, “ Cliff Williams zu den Erfolgsfaktoren im Interview mit Artisan News (http://www.youtube.com/watch?v=ETt_FlFJhnQ)
- Beschränkung auf vier Akkorde, ganz sicher keine Moll-Akkorde
- AC/DC ist eine Album-Band, es gibt nur sehr wenige Single-Auskopplungen
- Jedes Konzert folgt Jahrzehnte alten Spielregeln, die die Fans kennen
- AC/DC machen keine Kompromisse, wenn es um ihre Musik und ihre Shows geht. Das machten sie auch nicht, als sie in zahlreichen Städten in Australien verboten wurden.
- Auch als Team hat AC/DC ein klares Konzept: Phil als Schlagzeuger spielt präziser als ein Computer, Malcolm an der Rhythmusgitarre spielt immer ein wenig verzögert, Cliff am Bass bildet ein fettes Fundament, Angus hat immer eine Schuluniform an und Brian als Sänger ist immer gut drauf. Es geht darum, Spass zu haben und mit den Fans eine Riesen-Party zu feiern.
- Ihre Songs handeln mehr oder weniger immer von den gleichen Themen, Themen, mit denen sich auch die Fans identifizieren können. Sie benutzen immer wiederkehrende Botschaften, spielen bei Merchandising mit bekannten Texten, die auf diese Art wiederbelebt werden und verfolgen musikalisch, sprachlich und kommunikativ eine Linie. Und sie verwenden immer die gleichen Symbole (Blitz, Angus-Mütze, Glocke, Kanonen, …)
- AC/DC-Konzerte folgen klaren und bekannten Mustern. So endet seit Jahrzehnten jedes Konzert mit der Hymne „For Those About To Rock“, um nur ein Beispiel zu nennen.
- AC/DC folgen keiner Moderichtung. Ihr Stil ist seit fast 40 Jahren der gleiche. Lediglich der Sound war Veränderungen unterworfen, was ihrem Erfolg aber nicht gut tat, so dass sie 1995 zu ihren Wurzeln zurückkehrten.
Fortsetzung folgt.
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