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«Du bisch wow» – du bisch kontraproduktiv

Der Tages-Anzeiger berichtet heute über eine neue Kampagne, die an Konsumenten appelliert, im Inland einzukaufen statt sich dem so genannten Einkaufstourismus zu frönen. Die Kampagne ist gut gemeint, aber gut gemeint ist leider oft das Gegenteil von gut gemacht. Kampagnentechnisch kann man nichts sagen, die wesentlichen Elemente sind enthalten. Aber, wie der Tages-Anzeiger andeutet, könnte die Kampagne kontraproduktiv sein:

Wegen der zweifelhaften, möglicherweise sogar kontraproduktiven Wirkung von Kampagnen gegen den Einkaufstourismus blieben schon mehrere angerissene Projekte auf der Strecke.

Ich behaupte sogar, sie wird als Schuss nach hinten losgehen.

Das Problem mit solchen Kampagnen ist, dass sie unterschwellig suggerieren, dass es ein Problem gibt, weil sehr viele Menschen – in diesem Fall – im Ausland kaufen. Wie man weiss, führt dies eher dazu, dass sich noch mehr Menschen diesem Verhalten anschliessen, als Menschen es ablegen. Denn – salopp gesagt – wir sind Herdentiere.

Nancy Reagan initiierte in den 90ern eine Kampagne, die Jugendlichen aufzeigte, dass man zu Drogendealern Nein sagen kann. Die Idee war, dass man sie im Nein-Sagen bestärken wollte. Wer Nein zu Drogen sagt, konsumiert sie nicht. Dazu wurden entsprechende Szenen mit Jugendlichen nachgestellt; viele Szenen mit vielen Jugendlichen… Nachdem die Kampagne lief, nahm der Drogenkonsum jedoch zu. Warum? – Weil den Jugendlichen suggeriert wurde, dass es ein Problem gab und diese daraus schlossen, dass sie ohne Drogenkonsum uncool sein könnten, denn erstens machten es offensichtlich alle anderen Jugendlichen auch und zweitens wollten die Erwachsenen sie daran hindern.

Statt also den Einkaufstourismus zu bekämpfen dürfte diese Kampagne ihn eher unterstützen. Schade um all die investierten Ressourcen, vom Geld bis hin zur kreativen Energie der Macher.

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