Kürzlich hörte ich am Worldwebforum das Referat von Jeff Eggers, früherer Navy Seal Kommandant und Sicherheitsberater von US-Präsident Obama. Darin erzählte er eine Geschichte über einen Einsatz, bei dem der befehlshabende Kommandeur, der weit weg vom Geschehen sass, eine Katastrophe verursacht hätte, hätte sein Team nicht vor Ort selbständig (und richtig) entschieden.
Bei einer anderen Geschichte war genau das Gegenteil der Fall. Nach Bekämpfung von Aufständischen auf einer Insel im Euphrat wollte die Navy Seals Einheit schon am Nachmittag zurück. Den Hinweg hatten sie morgens um 3:00 gemacht, weil sie wussten, dass die Route nur zu dieser Zeit halbwegs sicher war, weil die Aufständischen dann schliefen. Den Rest des Tages war es die gefährlichste Strecke im ganzen Irak. Eggers gab nach, weil seine Leute müde waren und er sie nicht enttäuschen wollte. Natürlich gerieten sie in einen Hinterhalt und verloren fast einen Mann.
Was kann man daraus lernen? – In der ersten Geschichte war es die Intelligenz des (kleinen) Schwarms, die die bessere Lösung fand, im zweiten hätte ein einzelner Befehlshaber die Entscheidung alleine für sich treffen und Abwarten befehlen sollen.
Oder anders: gemäss der ersten Interpretation des Strategischen Campaigning Grundsatzes Nr. 5 (Flexibilität bewahren) sollte man «Sowohl-als-auch-Mentalität („Ambivalenz“) bzw. in Paradoxien denken». Richtig entscheiden heisst nicht entweder zentral oder dezentral, sondern sowohl zentral als auch dezentral, je nachdem was die Situation erfordert. Zu entscheiden, welche der beiden Varianten die richtige ist, das ist die Kunst des richtig Führens.