WeBlog

Warum unsere guten Absichten der Umwelt nichts nützen

Unter diesem Titel hat die Limmattaler Zeitung kürzlich über Erkenntnisse der psychologischen Forschung berichtet, die Umweltschützer und grüne Politiker kennen sollten, damit sie nicht wieder mit Vorschlägen kommen, die nett klingen, aber keine Wirkung entfalten. Wie zum Beispiel eine Flugticketabgabe, die als reine Lenkungsabgabe konzipiert wäre. (Würde nichts bringen, besser ist die Verwendung zur Anschubfinanzierung für synthetisches Kerosin, wie von mir vorgeschlagen).

Trotz guter Klimavorsätze sabotierten wir uns immer wieder selbst. Die Politik müsste stärker auf die Psychologie Rücksicht nehmen.

VON PETER WALTHARD

Wenn wir trotz guter Vorsätze immer wieder zu Egoisten werden, führen Verhaltensökonomen das auf unsere «mentale Buchführung» zurück. Dieses Konzept haben Psychologen der Universität Genf und der Fachhochschule Westschweiz nun im Zusammenhang mit dem Klimawandel untersucht. Es ging um die Frage: Wie kann die Politik die Bevölkerung dazu bringen, Energie zu sparen und den Ausstoss von Treibhausgasen zu reduzieren? Denn oft komme es vor, dass sich Menschen in einem Lebensbereich vorbildlich verhielten, nur um zeitgleich auf einem anderen Gebiet die Zügel schleifen zu lassen. Dabei würden gemachte Erfolge wieder zunichtegemacht.

Zum Beispiel fährt man jeden Tag mit dem Velo zur Arbeit, um seinen Treibhausgasausstoss tief zu halten – und kauft sich dann mit ruhigem Gewissen ein Flugticket für Ferien auf den Seychellen.

Die Wissenschafter sprechen von einem «Rebound»-Effekt: Weil das Gehirn Buch führt, tendiert es dazu, Einsparungen in einem Gebiet mit Mehrausgaben in einem anderen Bereich zu kompensieren. Dieser Effekt zeige sich auch beim Energiesparen, wird Psychologieprofessor Tobias Brosch in der Mitteilung. Wenn sich etwa Solarzellen auf dem eigenen Hausdach in einer tieferen Stromrechnung niederschlügen, werde das gesparte Geld darauf nicht in weitere nachhaltige Massnahmen investiert.

Ein «Werkzeugkasten» für die Politik

Hier kommen nach Ansicht der Westschweizer Forschenden die Behörden und die Politik ins Spiel. Sie müssten bei Lenkungsabgaben die Psychologie der Konsumenten mitberücksichtigen. Nicht optimal sei zum Beispiel, wenn – wie in der Schweiz üblich – ein Teil der CO2-Lenkungsabgabe über eine Vergünstigung der Krankenkassenprämie rückvergütet werde. Aus psychologischer Sicht wäre es besser, dieses Geld als Bezahlung für eine Klimamassnahme zu etikettieren, so Psychologe Brosch.

Man müsse den Preis der Energie den Konsumierenden aufzeigen und die positive Wirkung von Sparmassnahmen durch konkrete Feedbacks deutlich machen, sagt der Erstautor der Studie, Ulf Hahnel. Werde das Konzept der «mentalen Buchführung» nämlich auch in der Politik berücksichtigt, könne dies grössere Änderungen des Verhaltens erreichen als alleine über den Preis, folgern die Forschenden der Uni Genf und der Fachhochschule Westschweiz. 

Quelle: Limmattaler Zeitung

%d bloggers like this: