Gestern in der Limmattaler Zeitung: Städte schlagen Berggebiete beim Solarpotenzial. Genau das meinte ich, als ich im September oberhalb von Malans ein Selfie-Video aufnahm, in dem ich Pläne kritisierte, Naturjuwelen wie das Maderanertal für die Stromproduktion zu opfern.
Denn solange es im Mittelland noch nicht ausgeschöpfte Potentiale gibt, sollten wir keine wertvollen Landschaften in den Bergen zerstören. Wussten Sie, dass alleine das Potential der Dächer und Fassaden in der Schweiz 1 Mio. Kilowattstunden mehr Solarstrom produzieren kann, als wir heute in der Schweiz verbrauchen? Und dann hätten wir zusätzlich noch die Wasserkraft… Quelle: Bundesamt für Energie (hier klicken)
Deshalb werde ich mich im Kantonsrat dafür einsetzen, dass wir zuerst das Potential im Mittelland nutzen, bevor wir die Landschaft in den Bergen zerstören. Vorausgesetzt, ich werde in den Kantonsrat gewählt.
Hier nun der Artikel von gestern:
Obwohl der Stromertrag pro Quadratmeter in den Städten geringer ist als in alpinen Gebieten, lohnt sich der Ausbau.
Ann-Kathrin Amstutz und Pascal Michel
Kürzlich peitschten bürgerliche Ständeräte im Eiltempo eine Solaroffensive durch die kleine Kammer. Für grosse Solarparks in den Walliser Gemeinden Gondo oder Grengiols sollen schnellere Verfahren greifen –ohne Rücksicht auf die Landschaft und die Umwelt. Zwar hat der Nationalrat noch nachgebessert. Auch er gibt aber grundsätzlich grünes Licht für den Ausbau der Photovoltaik in den Bergen.
Nun zeigt eine Auswertung der Immobilienspezialisten der Zürcher Kantonalbank, dass das Potenzial für Solarstrom in den Städten deutlich grösser ist als in den Bergen – sogar im Winter.
Zwar liefern die Solarpanels im alpinen Raum in der kalten Jahreszeit pro Quadratmeter viel mehr Strom als jene im Unterland. Die Städte machen dieses Manko jedoch mit der schieren Fläche wett: «Summiert man den potenziellen Stromertrag für alle geeigneten Dachflächen von Wohngebäuden pro Gemeinde, weisen vor allem die Städte hohe Werte auf», heisst es in der Analyse.
Nachholbedarf ist in den Städten grösser
Im europaweiten Vergleich hinkt die Schweiz beim Solarausbau hinterher – sie belegt nur Rang 23 von 28. Dieser Rückstand sei dringend aufzuholen, sagt Ursina Kubli, Leiterin Immobilien-Research bei der Zürcher Kantonalbank: «Wenn wir nur in den Bergen ausbauen, schaffen wir das nicht.»
Da die alpinen Gebiete viel weniger dicht besiedelt sind, ist auch die verfügbare Dachfläche kleiner. Zudem gebe es in den Bergen bereits deutlich mehr Solaranlagen, so Kubli: «Wegen des höheren Gewinns ist der Anreiz für Private grösser, eine Anlage zu installieren.»
In den Städten lohnt sich eine Solaranlage für Einzelne weniger. Im Kanton Zürich gehören die potenziell möglichen Stromerträge pro Quadratmeter zu den tiefsten schweizweit. Die Städte Zürich und Winterthur sind dicht bebaut, wodurch sich die Gebäude gegenseitig beschatten. Hinzu kommt der Nebel, der den Stromertrag im Winter beträchtlich verringern kann.
400 Fussballfelder für Solaranlagen
Umso erstaunlicher, dass die Stadt Zürich trotzdem die Gemeinde mit dem grössten ungenutzten Solarpotenzial ist. Die Analyse hat nämlich ergeben, dass eine Dachfläche von 2,8 Quadratkilometern oder rund 400 Fussballfeldern für Solaranlagen geeignet wäre. Knapp 42 Gigawattstunden an Solarstrom könnten damit über den Winter produziert werden, im Sommer gar noch deutlich mehr. Zudem ist es sinnvoll, den Strom dort zu produzieren, wo er gebraucht wird – also in den Städten. Für Kubli ist deshalb klar: «Die Städte haben keine Ausrede, sich beim Solarausbau zurückzulehnen.»
Untersucht wurde in der Analyse ausschliesslich das Potenzial auf Immobilien, wo die Solaranlagen keinen zusätzlichen Eingriff in die Natur bedeuten.
Aus dem E-Paper vom 23.11.2022