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Nein, Wilhelm Tell hat seinem Sohn keinen Apfel vom Kopf geschossen

Wer nicht an die Geschichten von Tell oder dem Rütlischwur glaubt, riskiert von Gruppen, die sich als patriotisch betrachten und glauben, dass sie die „schweizerischen Werte“ verteidigen müssen, als „schlechter Schweizer“ diffamiert zu werden. Aber kann man wirklich nur dann patriotisch sein, wenn man die Fakten zur Geschichte ignoriert?

Werner Meyer, Professor für mittelalterliche Geschichte, und Angelo Garovi, Altstaatsarchivar von Obwalden, zeigen in ihrem neuesten Buch „Die Wahrheit hinter dem Mythos auf, was ­Fiktion und was ­belegt ist rund um die Entstehung der ­Eidgenossenschaft.

Anhand vieler ­Quellen liefert das Werk auch kaum bekannte Einblicke in das Leben der Menschen in der Innerschweiz um 1300. Verlag Nünnerich-­Asmus 2023. 304 S., um Fr. 35.–.

Die folgenden Beispiele sind Zusammenfassungen aus einem Artikel in der heutigen NZZ am Sonntag, mit Hilfe von GPT-3 / Neuroflash.com.

Obwohl ich mich als Eingebürgerter damit ganz weit aus dem Fenster lehne, ist mir der Kampf um die Wahrheit einfach zu wichtig, als dass ich darauf verzichten möchte.

Im Unterschied zu Verschwörungsmärchen handelt es sich bei den Gründungsmärchen der Schweiz zwar nicht um «Fake News», die sich direkt negativ auswirken. Im Gegenteil haben sie in den letzten Jahrhunderten den Zusammenhalt der Eidgenossenschaft gefördert und dabei geholfen, die Schweiz zu einer Insel des Friedens und des Wohlstands zu machen. Jedoch lassen sich in letzter Zeit auch negative Tendenzen beobachten, die darauf zurückzuführen sind. Als ein eher harmloses Beispiel seien die so genannten Freheits-Trychler erwähnt. Neuerdings ist aber auch die Entstehung von Reichsbürger-Bewegungen zu beobachten. Denen muss man ganz klar vor Augen führen, dass ihre Wurzel im Nationalsozialismus zu finden ist und nicht in der Innerschweiz.

Werner Meyer und Angelo Garovi untersuchen die hartnäckigsten Legenden, die sowohl im politischen Diskurs als auch im Bewusstsein der Öffentlichkeit bis heute präsent sind. Sie beschäftigen sich auch mit der Frage, was tatsächlich in der Zeit um 1300 in der heutigen Innerschweiz passierte, als die Alte Eidgenossenschaft entstand. Nach jahrzehntelanger Forschungsarbeit liefern sie nun in einem fesselnden Buch ihre Antworten. Anbei ein paar Beispiele für als falsch entlarvte «Fake News» über die Entstehung der schweizerischen Eidgenossenschaft.

Wilhelm Tell und der Apfelschuss

Die Legende von Wilhelm Tell und dem Apfelschuss geht zurück auf ein Buch von Sarnen, in dem ein Chronist mythenhafte Darstellungen der Entstehung der Eidgenossenschaft entwickelt. Die Sage wurde zuerst um 1200 von Saxo, einem Mönch im dänischen Roskilde, festgehalten. Sie verbindet sich mit einer wahren Begebenheit aus der Zeit des Chronisten – der Ermordung eines verhassten Edelmanns in österreichischen Diensten mit einem Pfeil, der aus einem Gebüsch kommt.

Die Tellsgeschichte wurde von späteren Chronisten aus dem „Weissen Buch“ übernommen und schließlich 1804 von Schiller in seinem Werk „Wilhelm Tell“ verewigt. Dieses Drama entwickelte sich zu einem wichtigen nationalen Schauspiel und Schiller selbst wurde als Geschichtsschreiber der Schweiz gefeiert, wie Angelo Garovi betont.

Das Rütli und der Rütlischwur

Einen Schwur auf dem Rütli unter den führenden Männern der Innerschweiz hat es nicht gegeben. Der Schwur auf dem Rütli wurde erst viel später erfunden – vermutlich von Aegidius Tschudi (1505–1572), dem ersten Schweizer Geschichtsschreiber, der das Ereignis auf den 8. November 1307 datierte. So oder so: Der vermeintliche Rütlischwur hat nichts mit dem Bund von 1291 zu tun.

Die Habsburger Vögte und der Burgenbruch

Der Obwaldner Chronist Hans Schriber schreibt im «Weissen Buch» gegen die bösen Habsburger an, von deren Joch es sich zu befreien gelte. Doch: «In der Innerschweiz um 1300 gab es keine Habsburger Vögte. Die Habsburger hatten die Schutzmacht über ein paar Klöster, aber abgesehen von lokalen Fehden war es damals in der Innerschweiz ruhig», sagt Angelo Garovi. «Probleme mit Habsburgern hatten zu dieser Zeit vor allem die Städte Bern und Zürich.» Auch die Vorstellung, wonach die alten Eidgenossen in einem Akt der Rebellion in den drei Waldstätten Uri, Schwyz und Unterwalden gleichzeitig mehrere Burgen der Habsburger zerstörten, gehört ins Reich der Phantasie, wie Werner Meyer bei archäologischen Untersuchungen festgestellt hat. «Die ganze Erzählung vom Burgenbruch hat sich als Erfindung der Chronisten herausgestellt», schreiben Meyer und Garovi.

In der Schweiz gibt es viele Geschichten über die „bösen Vögte“, die von den Habsburgern beherrscht wurden. Diese Geschichten stammen jedoch vermutlich aus dem 15. oder 16. Jahrhundert und nicht aus der Zeit um 1300, in der sie angeblich spielen. 1468 erklärten die Österreicher, dass die Eidgenossenschaft rechtlich zu Habsburg gehört. Diese Aussage war dem Landschreiber Hans Schriber offensichtlich nicht einverstanden, was ihn veranlasst haben könnte, im „Weissen Buch“ eine Art Pamphlet gegen die Habsburger zu verfassen.

Der Bundesbrief als Gründungsurkunde

Der Bund von Anfang August 1291 zwischen Uri, Schwyz und Nidwalden war ein Landfriedensbündnis, wie es im Heiligen Römischen Reich viele gab. Das Ziel war, sich gegenseitig zu helfen, wenn man angegriffen wurde. Der Brief, in dem dieser Bund besiegelt wurde, wurde erst 1758 im Archiv von Schwyz auf einem Estrich wiederentdeckt.

Meyer und Garovi argumentieren, dass das Dokument keine Aufforderung zum gewaltsamen Widerstand gegen einen unrechtmässigen Herrschaftsanspruch irgendeines Machthabers enthält. Die Auffassung, ohne den Dreiländerbund von 1291 hätte es keine Eidgenossenschaft gegeben, beruhe auf einer falschen Denkweise, die in den Ereignissen der Vergangenheit eine Vorwegnahme der Gegenwart erblicken möchte.

Der 1. August als Gründungsdatum

Der 1. August als Nationalfeiertag der Schweiz wurde eingeführt, um das 600-jährige Jubiläum der Gründung der Eidgenossenschaft zu feiern.

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